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Woche 2





TAG 7, Sonntag 04.11.07


Es waren noch keine 30 Stunden vergangen, da sass ich bereits wieder im Zug nach Thun. Pünktlich um 21:45 galt es für alle Rekruten sich vor den Busshaltestellen vor dem Bahnhofsgebäude einzufinden. Es herrschte ein reges Gedränge, da jeder einen der raren Sitzplätze ergattern wollte.
Natürlich gab es auch einige wenige, welche die kurze Freiheit etwas zu sehr genossen hatten, wie man an der lallenden Sprache und dem torkelnden Gang leicht erkennen konnte. Und so kam es, kaum hatten wir die Kaserne erreicht und quetschten uns aus den Bussen, zwei auf dem Waffenplatz erbrachen. Dies stiess dem Kompaniekommandanten (Präsentationgenie) sauer auf, weshalb wir ordentlich Standpauke vorgebellt bekamen.
Immerhin entliesse er uns ohne weitere Komplikationen in die Nachtruhe.






TAG 8, Montag 05.11.07


Ein Wunder geschah an diesem Tag, den ich bekam endlich die Genehmigung für einen Arztbesuch, im riesigen Militärkomplex unten ihn Thun. So waren für mich sämtliche geplanten Übungen, vorläufig gestrichen, damit ich Zeit hatte zu duschen und mich in den edlen (hust) Ausgänger zuwerfen. Dann wurde ich mit einigen anderen in eines der kleineren Fahrzeuge verfrachtet und los ging es.
Im Medizinischen Zentrum (kurz „MZ“), war erst einmal warten angesagt, was aber ganz angenehm war. Man konnte sich auf eine der harten Holzbänke setzen, dort eine Mütze voll Schlaff nehmen oder sich eine der Zeitschriften schnappen. Im schlimmsten Fall, konnte man noch immer seinen Lunchbeutel plündern, welcher uns freundlicherweise mit gegeben wurde.
Nach weniger als zwei Stunden wurde ich dann endlich aufgerufen und zu einem der Ärzte vorgelassen. Alles ging sehr schnell, ich berichtete von meinen Beschwerden, worauf mir eine Packung Medikamente so wie ein Attest, in die Hand gedrückt wurde. Beinahe wären mir die Tränen gekommen (vor Freude), denn mir wurde für die ganze Woche ein Verbot für alle sportlichen Aktivitäten erteilt (Juhuuu!!!).
Denn Rest des Tages verbrachte ich mit den anderen Rekruten auf der Holzbank. Erst gegen Abend (soll keine Beschwerde sein) holte uns einer der Fahrer wieder ab und brachte uns pünktlich zum Abendessen in die Kaserne zurück.
Für den Abend war ein kleiner Ausgang vorgesehen, weshalb nur die übliche Kasernenreinigung (hmm, wurde dich nicht erst vor zwei Tagen geputzt) auf dem Dienstplan stand. Ich war richtig happy, was sich aber schlagartig änderte. Nur Minuten vor Ausgangsbeginn wurde mir mitgeteilt, dass ich noch Nachübungen zu leisten hätte (grummel, nerv). Also wieder raus aus den Ausgangs Klamotten und rein in den Tarnanzug. Direkt vor dem Eingang der Unterkünfte galt es sich zu versammeln. Unerwartet wurden wir von einem Zugführer eines anderen Zuges (ich nenne ihn gerne kleiner Schreihals), zusammen geschnauzt und indirekt als Idioten dargestellt. Dies nur weil wir zu spät kamen, aber nur aus dem logischen Grund, weil wir zu spät über diese Übung informiert wurden. Natürlich probierten wir ihm diesen Sachverhalt darzulegen, was die Situation allerdings nur verschlimmerte. Nach dem wir uns alle glücklicherweise wieder beruhigten, bevor es zu Handgreiflichkeiten gekommen war (es hätte nicht mehr viel gefehlt, denn dieser Typ macht einem so aggressiv), begannen wir die bereits Verhasste Lektion.
Es galt einzig und alleine zu üben, wie das Sturmgewehr auseinander und wieder zusammengebaut wird. Zu meiner Überraschung war ich darin Richtig gut (hatten mein jahrelanges gamen also doch endlich mal etwas Gutes). In weniger als einer Stunde brachten wir die Übung hinter uns und wir wurden in unsere verdiente Nachtruhe entlassen.






TAG 9, Dienstag 06.11.07


Für diesen Morgen stand ein Sporttest an, denn ich jedoch dank meiner Sportdispens nicht absolvieren durfte (ich danke hiermit dem Obergefreiten, welcher nichts mit dem Begriff „Aufwärmübungen“ anfangen kann). Als Gegenleistung wurde ich, in der Eiseskälte, zum Wacheschieben verdonnert. Allerdings wurde mir gleich wieder warm, als ich meine Kameraden sah, die ihren 12 Minuten Lauf doch tatsächlich draussen absolvieren mussten. Zusätzlich stand mir noch jede Menge warmer Tee zur Verfügung, womit sich das ganze als recht gemütlicher Job herstellte (Aufruf an alle: Wenn ihr schon in die RS geht, dann holt oder simuliert wenigstens eine ordentliche Zerrung oder Hexenschuss). Als kleine „Belohnung (sarkastisch gemeint)“ für alle, durften wir die verschiedenen Panzermodele begutachten (nicht anfassen!), die auf dem Areal aufgestellt waren.
Als weitere Belohnung gab es ein köstli… (würg) kös… (würg), es gab Essen. Im Militär kriegt der Begriff „Dosenfrass“ eine ganz neue Bedeutung (ACHTUNG: Ausgründen der Gesundheit muss ich euch folgendes mitteilen: nehmt euch in acht vor dem Curry! ). Später am Nachmittag wurde zum ersten Mal mit dem Sturmgewehr scharf geschossen. Dies fand in einem 300m Schiessstand, ausserhalb von Thun statt. Ich hatte bis anhin noch nie geschossen und kann nun sagen, dass es mir auch gar keinen Spass macht. Es ist zwar nicht Schwer die Zielscheibe zu treffen, doch alles andere Stellte sich als pure Glückssache heraus. Man konnte die Mitte noch so gut anvisieren und ständige Korrekturen am Gewehr vornehmen, es ergab nie zweimal das gleiche Ergebnis. So war ich auch vom Wissenschaftlichen Standpunkt (alles muss Rekonstruierbar sein), nicht überzeugt von diesem Gerät.
Was die ganze Sache zu dem erschwert war die Tatsache, dass das Sturmgewehr nur einen fetten Balken, anstatt eines Fadenkreuzes besass. Wie mir Monate (ok, es war ein Jahr) später jedoch mitgeteilt wurde, ist es mit einem kleinen Dorn ausgestattet, welcher einem die Mitte angeben sollte, dieser muss aber zuerst richtig einstellen werden (wie gut das einem diese Tatsache so ausführlich erklärt wurde, da hat man doch gleich ein viel besseres Gefühl, wenn man an die Milliarden von Steuergeldern denkt, welche jährlich für diesen Schwachsinn ausgegeben werden).
Nach der waghalsigen Rückfahrt in die Kaserne (mit einem Laster voller Rekruten auf der Ladefläche, auf die Autobahn, dass ist doch Hirnrissig!!), durften wir auch noch die scheiss Waffe reinigen. Eine ganze Stunde dauerte es, da uns jeder Schritte einzeln erklärt, dann nach gemacht und kontrolliert wurde (hiess es nicht einmal „mitdenken“, so vier einfache Arbeitsschritte sollte ich mir gerade noch merken können).






TAG 10, Mittwoch 07.11.07


Erneut fanden Schiessübungen am Morgen statt. Dieses mal jedoch auf eine Distanz von 30 Metern und in drei verschiedenen Schusspositionen (liegend, kniend und stehend). Dabei war es mir beinahe unmöglich stehend das Ziel zu treffen, da ich das Gewehr nicht still halten konnte. Wenigstens traf ich beim liegen und knien einigermassen ins Ziel, aber es bereitete mir einfach keine Freude, auch wenn ich ab und an einen Guten Treffer landete. Es zeigte mir wie sinnlos Waffen und dieses ganze Waffentraining waren. Würde es tatsächlich jemals zu einem Krieg in der Schweiz kommen, was seit über hundert Jahren nicht mehr der Fall gewesen war (wir haben ja auch nichts, ausser digitales Geld auf den Banken, aber das kriegt man auch ohne Krieg), hätte unsere Milizarmee nicht den Hauch einer Chance, gegen die hervorragend ausgebildeten Berufssoldaten.
Der Nachmittag war gespickt mit Theorieblöcken. In einem wurde sogar über den Umweltschutz der Schweizer Armee berichtet. Dabei wurde gross vorgeschwärmt wie sich das Militär für den Erhalt der Moore einsetze (ich fand es einfach nur lächerlich), über den massiven CO2 Ausstoss der Panzer und Transportfahrzeuge wurde allerdings kein Wort verloren.
Der Abend war wieder einmal mit Kampfstiefel und Sturmgewehr putzen verbucht.






TAG 11, Donnerstag 08.11.07


Schon die ganze Woche hatte ich mich auf diesen Tag gefreut, denn für mich stand Gruppendienst auf dem Arbeitsplan. Dabei muss man ein wenig putzen und vor allem viele Pausen einlegen, während der Rest des Zuges dem üblichen Tagesbefehl folgt. So verlief für mich Morgen und Nachmittag sehr gemütlich und ohne jegliche Sorgen.
Für den Abend war der erste 5km Marsch so wie eine Nachtübung geplant. Da ich jedoch noch immer die Dispens hatte, viel auch dies für mich aus und ich wurde für die Wache eingeteilt. Dies war aber gar nicht so leicht, wie man vieleicht meinen könnte. Denn man hockt dabei in einem kleinen Raum, starrt auf das Eingangstor und wartet darauf, dass irgendetwas passiert. Dabei darf man weder Multimediageräte, zivile Schriften, noch Essen mit nehmen und einen Gesprächspartner wurde einem auch untersagt. Einzig eine kleine Bibel, durfte man lesen (Na toll, eine Bibel passt ja auch super zu einem Atheisten. Ich dachte bei uns sind Kirche und Staat voneinander getrennt?).
Wir waren eine Gruppe aus insgesamt 5 Leuten, die nun 24h Wache schieben mussten. Ich hatte gleich eine der ersten Wachen, die irgendwann um Mitternacht endete.






TAG 12, Freitag 09.11.07


Es war ungefähr vier Uhr morgens, als ich meine nächste Schicht antreten musste. Nur mühsam kroch ich aus dem Bett und setzte mich nach vorne in die Wachkabine. Es viel mir unglaublich schwer wach zu bleiben, denn es war einfach nichts los. Wenigsten fand ich einen Block und Bleistift und begann irgendwelche Kringel und Quadrate zu zeichnen. Doch die Zeit schlich nur so dahin und mehrere male Nickte ich für den Bruchteil einer Sekunde ein. Erst als kurz vor fünf Uhr der Becker vorfuhr, kam etwas Bewegung in das Ganze. Immerhin musste ich jetzt zum Schalter hinüberlehnen, der das Tor öffnete. In der Regel, muss man zivile Fahrzeuge vor dem Einlass dem Kompaniekommandanten melden, doch mir wurde zuvor aufgetragen, den Becker einfach so einlass zugewähren (wer also unbedingt die Plüschtiere des Feldweibels klauen will braucht sich nur als Becker zu tarnen und schwups ist man drin).
Die Wache dauerte noch den ganzen Tag, an dem ich beinahe vor Langeweile gestorben wäre. Während des Tages musste auch die Kabine vorne am Tor besetzt sein, wo es alles zu dokumentieren galt, was sich auch nur in die Nähe des Tores wagte. Vor allem wenn ein Zivilauto Einlass wollte, galt es als erstes das Kennzeichen zu überprüfen, welches vorgedruckt auf einer Tabelle stehen musste. Erst dann durfte die Schranke geöffnet werden. Natürlich nahm dies Kontrolle etwas Zeit in Anspruch. Was offensichtlich einem der Herren in Zivil nicht klar war und ohne zu bremsen, auf die Schranke zu fuhr. Erst im letzen Moment trat er, ein wenig in Panik, auf das Bremspedal und warf mir einen wütenden Blick zu (Wäre mir nur recht gewesen, wenn er in die verdammte Schranke gebrettert wäre! Nur weil er einen höheren Rang besitzt muss er nicht meinen, dass er eine Art Berühmtheit ist, welche jeder kennt und sofort spurt). Mit einem Grinsen im Gesicht grüsste ich, kontrollierte gemütlich die Nummer und öffnete schlussendlich die Schranke.
Am Abend wurden wir dann endlich, mit Verspätung, von der neuen Gruppe abgelöst. Dann stand noch die Kasernenreinigung auf dem Programm, damit wir am nächsten Tag, schnellst möglich von hier verschwinden konnten.






TAG 13, Samstag 10.11.07


Endlich Wochenende! Nach einer kurzen Morgenverlesung, quetschten wir uns in die bekannten Busse und fuhren Richtung Heimat.