Ihr Browser kann das Objekt leider nicht anzeigen!
Ihr Browser kann das Objekt leider nicht anzeigen!

Woche 5





TAG 28, Sonntag 25.11.07


Dies war meine fünfte Woche und ich hoffte tief in meinem inneren, dass es auch die letzte sein würde. Ich hatte mir die Zeit genommen um nach zudenken und bin nun der festen Überzeugung, dass ich das Risiko „Zivildienst“ meistern werde.






TAG 29, Montag 26.11.07


Schon um 05:30 wurden wir aus den Betten geworfen, denn heute stand der 15km Marsch an. Mit schwer Beladen fanden wir uns um 06:45 auf dem HV(Hauptverlesungsplatz(auch Exerzierplatz)) ein. Dann marschierten wir eine Halbestunde später ab (hier und da waren ein paar Dinge vergessen gegangen). Der Marsch begann anfangs ganz ruhig und trotz der ca. 20kg die auf meinem Rücken lasteten, kamen wir gut vorwärts.
Die ersten 5km waren geradezu ein Kinderspiel, wir hatten jedoch bereits 7 km zurückgelegt, da unser Kartenleser (ein Obergefreiter), die Karte nicht richtig gelesen hatte. Wodurch wir uns zwei Mal verlaufen hatten. Mit der Zeit wurde es jedoch immer schwerer, da es ständig Berg auf und wieder hinab ging. Meine Füsse schmerzten und als Mitglied des Team Anti-Sport war es nicht verwunderlich, dass ich ab und an etwas zurück viel. Einer der Obergefreiten griff jedesmal ein, sobald ich wieder zurückfiel (auch wenn es nur 2 Meter waren).
Die letzten 5km stellten sich als echte Herausforderung dar. Schwer atmend schleppte ich mich die Strasse entlang, bis auf den letzten 300m eine 100m lange Strecke folgte, die steil den Berg hinauf führte. Beinahe währe ich zusammen gebrochen und musste (unter Protest, denn hätten sie mich in meinem Tempo weiter laufen lassen, wäre es kein Problem gewesen) deshalb meinen Rucksack einem kräftig gebauten Kameraden abgeben. Von der Last befreit, rannte ich den Hügel hinauf (ich war selbst erstaunt) und nahm oben angekommen meinen Rucksack dankend zurück.
Am Ende unserer Kräfte, erreichten wir die Kaserne in einer guten Zeit. Nach ein paar kurzen Lockerungsübungen wurde uns die Zeit bis zum Mittagessen freigegeben, um uns auszuruhen (wie menschlich).
Der Nachmittag verbrachten wir einerseits damit im nahe gelegenen Waldstück, einen Wachposten aufzuschlagen. Was sogar ein wenig Spass machte, da man etwas kreativ sein durfte. Danach fanden jedoch wieder die ungeliebten Übungen mit dem Sturmgewehr statt, die mich bereits in meinen Träumen heim suchten.
Um 17:00 war bereits Schluss, da der grosse Ausgang auf den Montag verschoben worden war und nun die Kasernenreinigung bevorstand.






TAG 30, Dienstag 27.11.07


Der Dienstagmorgen stand wieder ganz im Zeichen des Jägers (schiessen). Dieses Mal jedoch unter etwas ungewöhnlichen Bedingungen. Denn für die Schiessübungen mussten wir die Schutzmaske tragen, was einem das Zielen ungemein erschwerte. Neben den Schiessübungen wurde leider auch eine Drillpiste aufgestellt, an welcher man auf Zeit verschiedene Stationen mit verschiedenen Gewehrpositionen einnehmen musste.
Nach der Quälerei stand am Nachmittag Sport auf dem Tagesbefehl. Dieses mal sogar in einer richtigen Sporthalle in Thun. Dort betrieben wir etwas Mannschaftssport in den Disziplinen Basketball, Fussball und Unihockey. Dies machte richtigen Spass und lies uns den Militäralltag für eine kurze Zeit vergessen. Für den Abend war eigentlich Biwakieren (Zelten) geplant gewesen, doch schien draussen eine zweite Eiszeit angebrochen zu sein, dass es abgebrochen werden musste(!!). So stellten wir die Zelte oder besser gesagt die übergrossen Steppdecken, die vorne und hinten komplett offen waren, auf der zugefrorenen Wiese auf und brachen sie kurz darauf wieder ab. Danach mussten wir noch schnell die Schuhe und Heringe reinigen, dann war Schluss.






TAG 31, Mittwoch 28.11.07


Schneller als gedacht wurde meinem Antrag für einen Besuch beim PPD (pädagogisch psychologischer Dienst) statt gegeben. Dort traf ich auf einen netten, älteren, äusserst Kompetenten Herren, der nur all zu gut über die Situation in Jassbach Bescheid wusste. Ich berichtete ihm von jenem Abend, als der Einheitsfeldweibel seine Kompetenzen überschritt. Ich dachte daran eine Anzeige zu schreiben, doch der Stabsadjutanten riet mir davon ab, da sämtliche Rekruten für diesen Schritt hinter mir stehen müssten, was kaum der Fall gewesen wäre.
Zu meiner Überraschung stellte sich heraus, dass dieser Stabsadjutanten einen sehr guten Draht zum Schulkommandanten (nicht zu verwechseln mit dem Kompaniekommandanten) hatte und so gleich zum Telefon griff. Der Herr Oberst schien nichts von den Vorfällen mit bekommen zu haben und versicherte aber sofort Schritte einzuleiten (MUAHAHAHAHA!!). Die Rache war man, dachte ich mit einem Grinsen im Gesicht.
Doch wie gesagt war ich nicht nur wegen des Psychopathen hier, ich wollte auch mein Zivildienstgesuch einreichen. Da der Einheitsfeldweibel nun hoffentlich aus dem Verkehr gezogen wurde, sah ich keinen weiteren Grund darin, auch nur einen Tag länger im Militär zu verbringen. Ich konnte den Sinn des Ganzen nicht erkennen und überhaupt hatte sich in wenigen Tagen mein gesamtes Weltbild geändert.
So begann ich erst einmal ein Gesuch zu verfassen, in dem ich meine Gründe nieder schreiben musste, weshalb ich in den Zivildienst wechseln möchte. Denn nur wer einen Gewissenkonflikt aufweisen kann (ist seit 2009 nicht mehr nötig), ist für den Zivildienst berechtigt.
Ganze drei Stunden brütete ich an dem Gesuch und gab es schliesslich dem dortigen Stabsadjutanten ab. So gleich überflog er es, fügte hier und da eine kleine Korrektur ein und fertig war es. Er bestätigte mir, dass er sich mit dem Schulkommandanten in Verbindung setzen und eine sofortige Entlassung aus dem Militärdienst empfehlen würde. Ein Tonnen schwerer Stein, fiel mir vom Herzen.
Zusammen mit meinen anderen Kameraden die ebenfalls nach Thun mussten, da sie medizinische Beschwerden hatten, kehrte ich am späten Abend in die Kaserne zurück. Dort traf ich zu meinem grossen erstaunen auf meinen Zugführer, der mir mitteilte, dass ich bereits Morgen entlassen werden (juhuuu!!!!). Vor versammelter Mannschaft teilte er es zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal mit, was alle sehr gut aufnahmen. Ich war überrascht, dass er meine Entscheidung so locker hinnahm und irgendwie, ja sogar etwas stolz darauf zu sein schien. Vielleicht war er aber auch nur einfach froh mich los zu werden, damit er wieder seinem normalen Wesen freien Lauf lassen konnte (was er aber nicht mehr tat, wie ich aus jüngsten Quellen erfuhr).







TAG 32, Donnerstag 29.11.07


Es war mit Abstand der schönste Tag im Militär. Den ganzen Morgen war ich damit beschäftigt meine Sachen abzugeben und mich von meinen, bereits liebgewonnenen Kameraden zu verabschieden. Dann konnte ich endlich um 14:30 die Heimreisse anzutreten.
Ein witziges Detail an der ganzen Sache war, dass wir eine Woche zuvor sämtliche Privatsachen, wie Kleider und Taschen nicht mehr in die Kaserne bringen durften. Vorausdenkend hatte ich dennoch Hose und Pulli eingepackt (an sonst hätte ich in den Sportklamotten nach Hause reisen dürfen), jedoch keine Taschen. So blieb mir nichts anderes übrig als alles in einen riesigen Müllbeutel zupacken. Ich kam wir wie der letzte Penner vor.
Und so endete nach exakt einem Monat (+ 1 Tag), mein Abenteuer „Militärdienst“. Trotz alldem was geschehen war, kann ich heute sagen, dass es eine Erfahrung war, die ich nicht missen möchte. Es ist gut alle Seiten gesehen zu haben. So rate ich allen Militärkritikern, absolviert für ein paar Tage den Militärdienst. Eine Meinung kann viel stärker vertreten werden, wenn man aus eigenen Erfahrungen spricht und nicht nur drittes weiter gibt. Zudem erlaubt es die heutige Gesetzgebung ohne Probleme und zu jeder Zeit, in den Zivildienst zu wechseln.

Ende